Mittwoch, 22. Dezember 2010

Sport : VfB Stuttgart Fazit der Hinrunde


VfB Stuttgart Wappen
 Spätestens bei dem Blick auf die Tabelle wird eigentlich jedem klar, die Hinrunde ist die schlechteste der Vereinsgeschichte! Die Frage bleibt, wie konnte das geschehen? Was wurde falsch gemacht? Was vielleicht nicht? Wo bleibt das Glück? Wieso dominiert derzeit das Pech?
Viele Fragen, mit denen ich mich selber auseinandersetzen möchte und nun versuche meine eigene Meinung zu diesem Thema zu schreiben.

Um das Problem des VfB Stuttgart zu erkennen, muss man nicht nur hinter die Kulissen schauen, man muss sogar einige Jahre zurück blicken, mindestens jedoch auf die Zeiten mit Armin Veh, also der letzten Meisterschaft.

Der Blick macht vor allem eins deutlich, der VfB ist in Deutschland einer der traditionsreichsten Fußballvereine der 1. Bundesliga und zählte einst sogar zu den Gründungsvereinen der 1. Bundesliga hinzu. Mit fast durchweg mehr Zuschauerzahlen, als der Ligadurchschnitt ergibt, zählt Stuttgart also zu einer der Bundesligisten, die am meisten Fan-Anhang hinter sich stehen haben. Gerade hier kommt das 1. Problem zum Vorschein.

Wenns gut läuft, alle Happy ....
Was ist ein Fan? Zwischen Erfolgsverwöhnten "ich-gehöre-dazu"-Kindern und denen, die wirklich eine enge Bindung zu einem Verein haben, liegen Welten, besonders deutlich wurde das damals, als es sogar Morddrohungen und Attacken auf den Mannschaftsbus der Stuttgarter seitens der sogenannten "Fans" (ob 100 oder 10.000 spielt keine Rolle, es ist FAKT, dass es passiert ist, also hört auf mit Zahlenspielereien) das damalige Fass zum Überlaufen brachte.

Für mein Empfinden ist ein Fan eine Person, die bedingungslos zu einem Verein, dessen Kultur und seinen Errungenschaften steht. In guten, wie in schlechten Zeiten. Frustration, Verärgerung über Taten und Handlungen sind für mich legitim, derartige Ausschreitungen halte ich aber nicht nur für falsch, sondern vor allem für unehrenhaft und erbärmlich.

... wenn nicht, wird protestiert, statt den Verein zu unterstützen!
Somit stelle ich also zunächst einmal fest, wer erfolgreich spielt, der erfreut seine Fans, diese honorieren das Spiel schließlich und feiern die Mannschaft und/oder den Trainer bzw. die Spieler.
Läuft es einmal nicht so gut, stellen sie sich hin und lassen ihrer Frustration freien Lauf, so geschehen bei Marcus Babbel. Aber auch weniger "spektakuläre" Aktionen zeigen den Frust einer Masse. Die "Belagerung" des Stuttgarter Vereinszentrums nach dem "Bayern"-Spiel machte mal wieder die Unzufriedenheit deutlich. 
"Vorstand raus!"-Rufe dominierten nicht nur das Spiel, sie begleiten uns bereits seit Wochen und werden nicht weniger.

Ich sehe das ähnlich, wenn auch trotzdem total anders. Ich bin mir bewusst, dass der Vorstand des VfB-Stuttgart seit Jahren Dinge macht, die ich selber als Fragwürdig bezeichnen würde. Manchmal ist es tatsächlich so, dass ein Verein nicht nur an Trainern und seinen Spielern gemessen werden muss, sondern auch an denen, die die Fäden ziehen dahinter. In diesem Fall eben auch am Vorstand. Mit 11 (?!?) Trainern in 10 Jahren, kann da irgendetwas nicht richtig gelaufen sein.
Psychologisch KANN ein neuer Trainer neue Reizpunkte setzen, KANN auch seine Spielphilosophie und Erfahrungen in die Mannschaft bringen, KANN aber die Leistung der Spieler nicht verändern. Deren Leistung hängt mit vielen Faktoren zusammen. Zufriedenheit, Sicherheit, Unterstützung, Vertrauen, ja vielleicht sogar auch mit Geld. Wichtig ist in jedem Fall, dass das Verhältnis zwischen Vereinsführung UND Trainer Staab bzw. Spieler stimmt.
Man hört immer wieder :"wir stehen voll hinter dem Trainer", die traurige Wahrheit ist allerdings, dass das meistens nur Floskeln sind und auch nur zur "Beruhigung" der Situation führen soll, also mit der Wahrheit nicht IMMER was zu tun haben muss, aber kann.

Die Trainerfrage :
Der Beginn vom Ende der VfB-Führungs-Miesere ...
Nun kommen wir direkt zum "Trainer". Meiner Meinung nach, war es zu damaliger Zeit ein Fehler, Armin Veh zu degradieren und zu handeln. Ganz gleich, wie die Erfolge zu jener Zeit waren, hatte Armin Veh einen guten Job gemacht. Ich spreche da nicht von der Meisterschaft, ich spreche von allem. Nun läuft die neue Saison nicht so grandios und man ersetzt diesen Trainer, ein klares Misstrauensbekenntnis und die Angst vor dem Absturz ins Mittelfeld oder tiefer.


Ein Wagnis, aber eine gute Wahl, bis zur Entlassung ...
Ein unerfahrener Mann wird geholt, die Wahl fällt auf Marcus Babbel. Meiner Meinung nach war auch er, ein toller Trainer, wurde aber nach seiner erfolgreichen "Rückrunde" in der neuen Saison an seinen bis dato erfolgten Taten gemessen. Ein Absturz, mal wieder. Die Vereinsführung lässt sich von Protesten und Fan-Ausschreitungen leiten, handelt mal wieder, handelt mal wieder gegen den Trainer, spricht erneut Misstrauen aus.




SPÄTESTENS hier war ich für Kontinuität .. fehlanzeige ...

Neuer Trainer, neues Glück, schien wohl auch die Vereinsführung gedacht zu haben und verpflichten Christian Groß. Für mich war der Trainer bis dahin ein Unbekannter, ich kannte den Namen, mehr aber auch nicht. Schnell wurde klar, dass dieser Trainer bereits eine gestandene Persönlichkeit im Fußball war. Der Aufstieg nahte wieder. Nach einer erneut famosen Rückrunde, stürzte der VfB allerdings erneut ab, für mich bis heute ein Rätsel.




der Größte Fehler des VfB, die Trainerverpflichtung Jens Keller ....
Doch spätestens hier, eigentlich schon ab Armin Veh, macht der VfB Stuttgart den entscheidenden Fehler, es wird "Jens Keller" geholt, der sich vor allem durch eine Sache auszeichnete, durch das Schlechtreden von Christian Groß. Für mich wäre das der direkte Kündigungsgrund gewesen, doch statt hier direkt zu handeln, setzt der VfB erneut auf einen unerfahrenen Trainer, der nicht durch Leistung an seinen Job kommt, sondern durch respektlose Verhaltensweisen, einer bereits gestandenen Persönlichkeit gegenüber.
Ich habe gehofft, nein ich habe GEBETETET (und ich bin ungläubig!), dass der VfB sich nicht verbessert. Und als ob ich es gewusst hätte, der VfB verbessert sich kaum, der schlechteste Rundenstart in der Geschichte des VfB Stuttgart wurde perfekt gemacht.

Wäre nicht meine 1. Wahl gewesen, aber ich vertraue dem Trainer und freue mich auf seine Arbeit!
Als neuer Trainer, wird Bruno Labbadia geholt, für mich ein durchschnittlicher Trainer, aber kein schlechter Trainer. Das Misstrauen ihm gegenüber kann ich nicht verstehen, vor allem, da er für mich von der Persönlichkeit her, ein wesentlich sympathischerer Mensch und Trainer ist, als es Jens Keller jemals sein wird, dieser wurde aber gefeiert, zumindest eine kurze Zeit.

Fredi Bobic als Manager, eher der Leidtragende, als der Schuldige ....
Für mich steht eines fest, die Entlassung von Jens Keller war unnötig, aber auch nur deswegen unnötig, weil seine Verpflichtung alleine schon eine Fragwürdige Entscheidung war. Ebenso, wie es eine falsche Entscheidung war, Armin Veh, Marcus Babbel und schließlich Christian Groß so zu behandeln, als hätten sie noch nichts geleistet. Für mich zeigt dass, das der VfB nicht nur eine "Kurzarbeitsstätte", sondern ein "Witzhaufen", zumindest in der Vereinsführung ist. Jeder hat seine eigene Meinung, aber ich behaupte, das, wie Fredi Bobic bereits sagte, Kontinuität eine der WICHTIGSTEN Dinge im Fußball ist.
Das beste und bekannteste Beispiel ist hier sicherlich "Werder Bremen", die bereits seit ÜBER 10 Jahren denselben Trainer haben und auch nicht immer grandios gespielt haben. Aber schließlich zahlt sich Vertrauen aus.

Für mich war, im Vergleich zur Ansicht einiger Fans, der Rausschmiss von Jens Keller die logische Schlussfolgerung zu seiner Ernennung zum Cheftrainer. Ob Bruno Labbadia nun JETZT der richtige Trainer ist, kann ich nicht beurteilen, in jedem Fall sehe ich ihn als "richtigen" und vor allem als "aufrichtigen" Trainer an. Charismatisch und Logisch, leider hatte er bisher nur nicht den Sportlichen Langzeiterfolg, was viele kritisieren.

Ich wünsche mir, dass nun mit Bruno Labbadia, notfalls über die 2. Liga, mehr als nur 1 Jahr weiter gemacht wird, GANZ GLEICH wie gut oder schlecht der Erfolg wird. Ich hoffe einfach, dass der Erfolgsverwöhnte Vorstand nun mal realistisch bleibt und einsieht, dass jede Handlung seit Veh nur in der Kurzschlussreaktion lag, die der Geruch des Erfolges verursacht hat, mehr nicht. Würde der Vorstand das mal erkennen, würde vielleicht alle 5 Jahre ein neuer Trainer kommen und gehen, vielleicht auch öfter, dann aber wenigstens von selber!

Der Kader, beurteilt doch mal realistisch!

Nun gut, ein weiteres Problem sind die Spieler. Einige böse Zungen behaupten, der Kader wäre schlecht. ICH behaupte, dass der Stuttgarter Kader zu den Top 6 der Liga zählt, rein was die breite Masse an Qualität anbelangt. Hier wird jeder Zugang, jede Person diskutiert und einige sogar als "Fehleinkauf" abgestempelt.
Nicht jedes Jahr, nicht jeder Verein kann sich Spieler zwischen 100.000 Euro und 1 Mio. Euro holen, die 2 Jahre später dann 20-30 Mio. Euro wert sind.

Coaching ist eine wichtige Sache, aber wird falsch interpretiert. an Pavel Progrebnyak zeigt sich das deutlich. Von den Fans wird er fast schon gehasst, ich halte ihn für einen guten Spieler, bewiesen hat er es bereits in Russland, wieso sollte er nun schlechter sein?

Ich kann die Diskussion um ihn nicht verstehen .... sorry!

Für mich ist er ein Sturm-Tank, einer der den Ball durch seine Körpermasse teilweise behaupten kann.
Im Vergleich zu ihm ist Marica eher der wenige, eher der quirlige Stürmer, der UNGLAUBLICH schnell sprinten kann, auch mit Ball. Auch er wurde bereits als Fehleinkauf abgestempelt, jetzt wo er trifft, mögen ihn die Fans. Für mich sind beide Spieler weder Fehleinkäufe gewesen, noch minderwertig.



Er hat mehr Potential, als ihm angerechnet wird ....



Weiterhin wird Camoranesi als "Alter-Knochen" bezeichnet und ebenfalls als Fehleinkauf eingestuft. Auch das halte ich für falsch. Dieser Spieler hat wesentlich mehr drauf, als viele andere, auch wenn er derzeit in einem Form-Tief ist und durch Verletzungen geplagt wird. Meiner Meinung nach hat er aber oft genug angedeutet, warum man ihn geholt hat.





Für mich eher zu hinterfragen, als die anderen!
Dagegen als "kleiner Özil" bezeichnet, wird Christian Gentner. Bei aller Liebe, Gentner hat nichts, aber auch GAR NICHTS mit Özil gemeinsam, außer dass sie Fußballspieler sind. Für mich ist Genter, trotz derzeit guter Leistung, nicht die 1. Wahl. Für mich sind Kuzmanovic und Träsch die dominierenden defensiven Mittelfeldspieler beim VfB, sofern alle anderen Positionen auch ausreichend Besetzt wurden.



Für mich einer der besten Nachwuchstorhüter!
Am meisten regt mich die Diskussion um "Jens Ulreich" auf. Für mich ist er einer DER besten Nachwuchstorhüter, die ich bisher seit langem gesehen habe. Kaum macht er mal einen extremen, groben Fehler, wird er gleich diskutiert und als "minderwertig" bezeichnet, für mich eigentlich etwas dreist. Ich glaube nach dem Jahrelangen Fragezeichnen auf dieser Position hat der VfB einen starken Rückhalt gefunden. Dass auch er nicht perfekt ist, hat er leider bewiesen, aber dass er für die Miesere des VfB's Schuld ist? Wohl kaum. Ich würde eher behaupten, dass der VfB ohne ihn NOCH schlechter dastehen würde.

Viel deutlicher wird das "verschenkte Potential" bei der Einkaufspolitik, als seiner Zeit "Mesut Özil" bei 4,5 Mio. Euro (?!? ca.) als "zu teuer" abgestempelt wurde. Klar, man kann hier sicherlich einbringen, dass ein derartiger Leistungsboom nicht zu erwarten war, aber heute sind wir schlauer und sehen, Investition KANN sich lohnen .....

Auch er wurde als Fehleinkauf betitelt, jetzt wird er gefeiert ....
Hier kommen wir direkt zum nächsten Thema, der ewige Sparkurs. Zwar zeigt sich hier, dass der VfB Europaweit zu den finanziell am besten bestellten Vereinen gehört, aber auch, dass man Angst vor "Fehleinkäufen" hat. Zwar teile ich die Meinung, "bedacht" einzukaufen, da wo es Sinn macht. Allerdings würde ich mir wünschen, dass man sich da nicht von Zahlen beeindrucken lässt. Etwas mehr Bereitschaft zu investieren schadet sicher nicht, es muss halt schlussendlich Sinn machen.

Die Spielweise des VfB dagegen hatte mir eigentlich immer gefallen, die individuellen Fehler stören aber auch mich extrem. Woran das liegt? Ich weiß es nicht. Ehrlichgesagt kann ich mir das nicht erklären, aber schließlich kommt so was vor. Ich bin mir sicher, dass mit mehr Erfolgserlebnissen, einem guten Start in die Rückrunde und einigen Trainingseinheiten, das Selbstvertrauen zurück kommt und auch die Spielanlage wieder verbessert wird. Es ist eine Frage derzeit, keine Frage des Trainers!

Abschließend möchte ich noch mein Fazit loswerden.

Ich glaube an die Mannschaft, ich hoffe, dass sie es packt. Ich bin überzeugt, dass der derzeitige Kader recht gut ist, aber noch verbessert werden KÖNNTE, wenn es eben Sinn macht, also bitte handelt.
Ich vertraue dem Trainer und dich vertraue dem Manager, aber ich WARNE den Vorstand, nicht den gleichen Fehler Jahr für Jahr zu machen, dass man irgendwelche Trainer freistellt und irgendwelche anderen Trainer holt und auf den "Aufschwung" hofft. Gerade deswegen fand ich es WICHTIG, dass Jens Keller nicht einschlägt, sondern scheitert. Vielleicht war er, ohne positiv aufgefallen zu sein, schlussendlich die wichtigste Komponente in diesem Gemisch von Problemen, die zur Lösung führen kann.

Richtet euch wenigstens danach, statt nur Frust auszulassen ....

Ich unterstütze den Verein weiter, ich bin weiterhin VfB-Fan, ich bleibe VfB-Fan in der 2. Liga, ich bleibe VfB-Fan sogar noch weiter unten. Ich verachte Fans, die sich als "allmächtig" aufspielen und so tun, als wüssten sie alles besser. Ich verachte die, die Spieler kritisieren, aber seiner Zeit mangels Leistungen aus dem Sportverein geworfen wurden. Schlussendlich sind die Spieler, die spielen um "KLASSEN" besser, als die, die behaupten alles besser zu können. Individuelle Fehler macht jeder, auch ein Profi. Ich verzeihe solche Fehler, wenn der Einsatz stimmt. An diesem hat es vor allem im Bayern-Spiel nicht gelegen. Von keinem der Spieler!



"Ob CHampions-League oder Abstiegskampf", VfB ein LEBEN LANG! Dem Lied ist quasi nichts mehr hinzuzufügen!


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